Wissenswertes über das Tagträumer
Zwischen 1930 und 1940 war im Laden ein Polizeiwache untergebracht. Die Wohnungen des Anwesens wurden ausschließlich als Polizeibeamtenwohnungen genutzt.
Danach (ca. 1940 - 1969) wurde der Raum in eine Metzgerei umgewandelt - wie sehr viele Läden hier im Schlachthofviertel. Die dazugehörige „Wurstküche“ befindet sich (auch heute noch) im Innenhof des Anwesens.
Aus dieser Zeit stammen noch Relikte wie die wunderschöne Glasdecke und der originale Sollnhofer Steinplattenboden im Ladenraum. Glasdecken waren zu dieser Zeit aus hygienischen Gründen in Metzgereien Pflicht. Leider sind in den 80er Jahren sehr viele davon abgerissen worden, so dass v.a. hier in den alten Bundesländern diese Art von Decke eine absolute Seltenheit darstellt. In den neuen Bundesländern gibt es noch mehr davon. Sie werden heute von Antiquitätenhändlern fleißig abgebaut und gerne an entstehende Einkaufspassagen und -arkaden weiterverkauft. Dabei handelt es sich aber meist um Decken im Jugendstil. Die Decke in der Dreimühlenstr. 17 mit den klaren Linien und geraden Formen, knalligen Farben und Messingleisten ist nach Aussage eines Antiquitätenhändlers absolut selten. Dank der damaligen Eigentümerin fiel die Decke nicht dem Altglas zum Opfer, sondern war lediglich ca. 30 Jahre abgehängt und verdeckt. Sie sorgte für Überraschung und Freude, als sie von uns ausgegraben wurde.

Auch die Theke, die heute das Café schmückt, stammt von einer ehemaligen Metzgerei. Ein Antiquitätenhändler, der sich auf Ladeneinrichtungen spezialisiert hat, hat sie für uns in einer Kleinstadt in den neuen Bundesländern entdeckt. Sie stammt nach seinen Aussagen aus dem Jahr 1912. Ursprünglich war es eine wesentlich größere Ecktheke. Diese hätte die Größe unseres Ladenraumes absolut gesprengt. „Glücklicherweise“ fehlten einige der wunderschönen Keramikplatten, so dass es möglich wurde, für uns eine kleine Theke zusammenzubauen. (Die Waage, die auf der Theke steht, gehört zur Theke dazu und stammt somit aus derselben Zeit.)
Zurück zur Ladengeschichte:
Nach Schließung der Metzgerei war zwischen 1970 und 1974 für kurze Zeit ein Spielwarengeschäft sowie ein arabisches Geschäft untergebracht. Was genau im Letzteren passierte ist unklar. Im Ladenraum entstanden einige mit rotem Samt überzogene Kabinen usw...

1974-2004 wurde die Kühltheke am hinteren Ende der Ladenraumes (in der Nische ist heute die Bar) in eine Umkleidekabine umgewandelt. Das Geschäft nannte sich „Modestüberl“. Mit der gelben Markise vor dem Laden wurden v.a. Damen mittleren Alters angelockt einzukaufen. Weil es bis dato noch keine Heizung im Laden gab, kam es in den kalten Wintermonaten schon mal vor, dass die Damen mit ihren neu erworbenen Röcken und Blusen nach Hause ins Warme mussten, um sie anzuprobieren.

Im Jahre 2004 wurde das Modestüberl aus Altersgründen aufgegeben. Nach einigen Monaten des Umbaus konnte der tagträumer im Dezember 2004 seine Türen öffnen. Ein weiterer Nebenraum des Cafés wird momentan unabhängig vom Cafébetrieb von einer Malerin als Atelier genutzt.
Während des Umbaus wurden in den hinteren Räumen verschiedene Bodenschichten abgetragen, bis wir auf die schönen Holzdielen gestoßen sind. Dabei kam im Flur eine alte Seite eines Gedichtbandes zum Vorschein, auf dem noch ein Ausschnitt aus einem Gedicht zu lesen war: „...und viele wandeln durchs Haus und leise klingen die Gläser....“ (Verfasser unbekannt). Wenn das kein Zeichen ist...